Es gibt kaum einen Aspekt des im amerikanischen Original unter dem Titel „Necronomicon“ im Jahr 1977 erschienenen Buchs sowie dem angeblichen Autor des Vorworts namens Simon, der nicht seit drei Jahrzehnten kontrovers diskutiert wird. Faktisch korrekt ist, dass das „Necronomicon“ und sein fiktiver Verfasser, der „verrückte Araber Abdul Alhazred“, zunächst literarische Erfindungen des amerikanischen Horror-Autors H. P. Lovecraft waren, der das Grimoire wiederholt in seinen Geschichten um den Cthulhu-Mythos erwähnte.
Im Vorwort zum Zauberbuch „Das Necronomicon“ verknüpft Simon den Cthulhu-Stoff mit dem Werk des berühmten englischen Okkultisten Aleister Crowley, antiken Mythen aus unter anderem babylonischen, assyrischen und chaldäischen Schriften und sucht nach Verbindungen in christlichen und hebräischen Texten sowie modernen esoterischen Kulten wie etwa Wicca und Satanismus.
Während manche Esoteriker und Okkultisten „Das Necronomicon“ als authentisches Grimoire betrachten, verweisen Kritiker auf plagiierte Stellen, die beispielsweise aus den Werken von R. C. Thompson „The Devils and Evil Spirits of Babylonia“ und James B. Pritchard „Ancient Near Eastern Texts Relating to the Old Testament“ stammen, und somit auf eine Neuschöpfung hindeuten.
Es steht jedoch unzweifelhaft fest, dass Lovecrafts fiktives Zauberbuch zahlreiche Künstler zu ihren Werken inspiriert hat. Dazu zählt der Schweizer H. R. Giger ebenso wie die US-Rocker Metallica mit ihrem Song ‚The Call of Ktulu‘. In diese künstlerische Richtung lässt sich auch „Das Necronomicon“ einordnen, selbst wenn seine Leser der Authentizität und allen okkulten Deutungen mit Skepsis begegnen.
Auch um die Person des Simon ranken sich Kontroversen. Amerikanische Esoteriker vermuten aufgrund eines Eintrags im The United States Copyright Office hinter dem Pseudonym Simon den US-Autor Peter Levenda. Dieser hat seine Beteiligung jedoch öffentlich bestritten, so dass die Frage der Urheberschaft weiterhin ungeklärt bleibt.
Im sogenannten „Vampir-Mord“ Gerichtsverfahren im US-Bundesstaat Florida im Jahr 1998 gegen den Teenager Rod Ferell, der zunächst zum Tode und später zu lebenslanger Haft ohne Möglichkeit auf Begnadigung verurteilten wurde, führte die Staatsanwaltschaft „Das Necronomicon“ als Beweismittel ein, um angebliche satanische Menschenopfer zu belegen.
Egal ob seine Leser „Das Necronomicon“ von Simon lieber als dunkles Grimoire, ein literarisches Werk oder sogar als einen sorgfältig inszenierten Schwindel ansehen wollen, es bleibt weiterhin ein faszinierendes und kontroverses Buch, welches nun auch in deutscher Sprache vorliegt.
Das Buch kann ab sofort bestellt werden.