Clicks Frontmann Kr-Lik hat einen prächtigen Coup gelandet: Der schelmische Provokateur des polnischen Elektroprojekts täuschte einen radikalen Stilwechsel in Richtung gitarrenschwangerer Gothic-Töne an und scheute dafür keine Mühen.
Für den Track ‚I Dream‘ wurde ein Vorabvideo maßgeschneidert, in dem eine dunkle Gestalt im gotischen Soundgewand und zu Blair-Witch-Ästhetik durch einen düsteren Wald läuft, nur um sich im Finale beim Sammeln von Pilzen zu zeigen. Das CD-Artwork zum kommenden Zweitwerk „G.O.T.H.“ ist ebenfalls im klassischen Gothic-Stil gehalten. Das zweiseitige Cover trägt seinen Titel in Frakturschrift und wurde mit zahlreichen Grabsteinen verziert.
Wem eine derartige Überdosis „Goten-Kvlt“ verdächtig erscheint, liegt goldrichtig. Clicks Vordenker Kr-Lik lässt seinem schrägen Humor erneut freien Lauf. G.O.T.H. steht für: „Getting Old, Tired, and …“. Der Titel verweist programmatisch auf das Thema dieses Albums, das inhaltlich eine durchaus ernst zu nehmende, respektvolle Auseinandersetzung mit dieser früheren Jugendkultur darstellt, die schon seit einigen Dekaden spürbar altert.
Der Song ‚Every Bloated Muscle‘ lässt sich beispielweise als persiflierende Hommage an den Nitzer Ebb EBM-Klassiker ‚Murderous‘ verstehen – aus der Perspektive von 30 Jahren später.
Auf diese Weise wird selbstironisch auch der berühmte Elefant im Raum sichtbar gemacht: Was passiert eigentlich mit den ihrer Jugend entwachsenden Helden der Szene, wenn gepflegte Depressionen und juvenile Todessehnsucht durch Familie und Kinder ins Abseits gedrängt werden?
Clicks liefern auf diese Frage mit „G.OT.H.“ eine schlagkräftige Antwort. Ohne ihre Wurzeln im klassischen EBM-Elektronikumfeld auch nur im Geringsten zu leugnen, nehmen die Polen sporadische Electroclash- und Minimal Dance-Einflüsse auf und verbeugen sich galant vor Acts wie Anthony Rother oder Guy Buratto.
Diese „neue“ Leichtigkeit erzeugt spannende musikalischen Hybriden wie ‚First World Problems‘, ‚I Dream‘ oder ‚Mr Nevergonnabe‘. Auf „G.O.T.H.“ fusionieren Experimentierfreudigkeit, perfekte Sounds und lässiger Humor mit szeneübergreifender Nonchalance. Das funktioniert im Auto oder daheim genauso gut wie im Club. Aus der spöttischen Verwirrungsstrategie der Polen schält sich schließlich ein ebenso eigenwilliges wie modernes Album heraus, dass den selbsternannten EBM-Szenesittenwächtern augenzwinkernd eine lange Nase dreht und geradezu beiläufig das frisch geprägte Sound-Design ins 21. Jahrhundert hievt. So funktioniert musikalische Selbsterneuerung, ohne vom Bewährten zu lassen: Clicks „G.O.T.H.“ ist die Antithese zu allen schlechten EBM-Industrial-Klischees der letzten zwei Dekaden!
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