Stellen Sie sich vor, Sie befinden sich in den 80er Jahren im „Limelight“, der Gothic-Disco in London, die in einer umgebauten presbyterianischen Kirche untergebracht ist. Aus den Lautsprechern dröhnt gerade „Temple Of Love“ von The Sisters Of Mercy, davor „Love Like Blood“ von Killing Joke und „Shadowplay“ von Joy Division. Und du fragst dich, was wohl als nächstes kommen könnte?
Dann ertönt ein Song, den du noch nie gehört hast, den du nicht hättest hören können, weil er aus der Zukunft kommt, genauer gesagt aus dem Jahr 2024, und doch klingt er so, als würde er genau hierher gehören. Du bleibst auf der Tanzfläche, fühlst das Lied, tanzt und spürst eine Traurigkeit, weil es nicht echt sein kann. Hinterher gehst du auf den DJ zu, obwohl das immer ein bisschen unangenehm ist, und fragst ihn, welcher Track das war. Er zeigt dir eine Schallplatte mit der Aufschrift: Emily Kinski’s Dead: Dancing On The Battlefield.
Es gibt kein Internet, um nach der Band zu suchen, aber selbst wenn es eines gäbe, würde man sie nicht finden. Man fragt in Musikzeitschriften und Plattenläden, die es damals noch gab, aber niemand kennt die Band. Alles, was man unter dem Ladentisch durchgereicht bekommt, ist eine VHS-Kassette mit einem Video von „Dancing On The Battlefield“: eine hypnotisch schöne Frau namens Emily, kühl, wütend, betritt ein brutalistisches Betongebäude und trifft auf einen eitlen Manager, der Schach um die Welt spielt. Natürlich spielt der Manager nicht selbst, sondern lässt den Teufel seine Züge wählen, während das Schachbrett auf dem riesigen Tisch so weit von Emily entfernt ist, dass sie darauf klettern muss, um einen Zug zu machen.
Fast vierzig Jahre später wird dieser Song veröffentlicht. Das Limelight ist längst geschlossen, aber jetzt ist alles wieder da, genau wie der Kalte Krieg, von dem man dachte, er würde nie wiederkommen. Und jetzt versteht man auch den Text des Songs, über den Songwriter Thome Kowa sagt: „Der Umgang mit dem Klimawandel ist so frustrierend, dass wir ihn in „Dancing On The Battlefield“ thematisieren mussten. Natürlich gibt es auch hier kein Happy End, aber zumindest knallen wir der fossilen Brennstoffindustrie ein großes FUCK OFF ins Gesicht.“
Du hörst dir also die EP an, beginnend mit einer echten 12″-Maxi-Version von „Dancing On The Battlefield“, aufgenommen wie in den 80ern. Danach findet man sich mit „Why Can`t You Love Me?“ im Kopf eines Serienmörders wieder, verliert sich in der Schönheit des Minimoog-Solos in „Cold Comfort“, um dann mit der Single-Version von „Dancing On The Battlefield“ wieder auf der Tanzfläche zu landen. Man will mehr und hat ausnahmsweise Glück, denn im Oktober ’24 folgt das Album „Black Light District“
Emily Kinski‘s dead @ Web
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Emily Kinski‘s dead Live
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