Die EBM Formation To Avoid, meldete sich jüngst mit zwei Singles wieder zu Wort. Grund genug ein paar Dinge zu klären.
Hallo wie geht es euch?
Hallo Markus, soweit ganz gut.
Vielen Dank für die Möglichkeit nach so langer Zeit mal wieder ein Interview geben zu dürfen, insbesondere, da wir damals ja eine sehr gute Review zu unseren VÖ´s „VITP“ und „Passion and Pain“ von Euch erhalten haben.
Wenn mich recht entsinne war es 2018, als via Social Media verkündet wurde, dass es eventuell mit To Avoid weitergeht. Was habt ihr die Jahre davor getrieben?
Seit 2012 waren wir etwas heimatlos was unser Studio anging.
Nachdem unser ehemaliger Bandkollege in einer Nacht- und Nebelaktion alles beräumt hatte, fehlten uns somit auch die gesamten Instrumente sowie der entsprechende Proberaum.
Das war erstmal ein herber Rückschlag und für uns echt schwierig mit dieser Situation umzugehen, nachdem man ja Jahre vorher gut und eng freundschaftlich zusammengearbeitet hatte.
Ab 2015 hatten wir dann die Möglichkeit in einer leeren Wohnung ein Übergangsstudio aufzubauen. Die Produktion neuer Songs ging dann endlich weiter.
Die Situation war aber nicht zufriedenstellend, auch wegen Lärmbelästigung der weiteren Mieter.
Im Jahr 2018 entschieden wir uns ein komplett neues Studiogebäude zu bauen und mittels neuer Instrumente dann auch neue Songs zu produzieren.
Von 2018 bis heute war es dann aber auch noch eine lange Zeit. Wieso hat das so lange gedauert?
Der Bau des Studiogebäude hat natürlich etwas Zeit in Anspruch genommen. Das war nicht von heute auf morgen zu realisieren.
Dann begann noch die umfangreiche Beschaffung neuer Technik, was ja nicht heißt, dass man damit auch sofort vertraut ist.
Zwischendurch spielten wir auch noch einige Konzerte und fertigten auch einige Remixe an, um nicht ganz von der Bildfläche zu verschwinden.
Soll es ein dauerhaftes Comeback werden? Plant ihr mehr als nur zwei Singles?
Absolut, wir sind zurück und wie in der Pressemitteilung zu lesen ist, sind „Driver“ und „TRUST“ die Vorboten zum neuen Album „ALL GODS ARE GONE“, welches so gut wie fertig ist.
Auch wenn es lange gedauert hat und dass ein oder andere Haar zwischenzeitlich eine andere Farbgebung erlangt hat, so haben wir die Lust an der Musik nie verloren.
Solange es uns noch Spaß macht und wir am Ende uns immer bei diversen Ansichten einigen, solange wird es mit TA nun weiter gehen.
Auf alle Fälle wollen wir nun wieder etwas mehr in der Szene mitmischen.
Apropos Single: Wir dürfen uns ja jetzt an „Driver“ und „Trust“ erfreuen. Wie sind die Songs entstanden? Habt ihr euch vor ein paar Wochen getroffen und losgelegt?
Der Text zu „Driver“ entstand aus der Idee von m.a.r.c, da er beruflich sehr viel auf den Straßen unterwegs ist. Der Text war schon 2019 fertig, nur fehlte bis dahin noch das instrumentale Gegenstück.
Der instrumentale Part wurde während der Coronaauszeit 2021 produziert.
Der Rest war geprägt von der Ausarbeitung der Songstrukturen.
Am Ende hatte Vincent Uhlig von 2nd Face nochmals unterstützend Hand angelegt und dem Song den letzten prägnanten Feinschliff gegeben.
Bei „Trust“ war es etwas anders. Das Instrumentalstück entstand ebenfalls zur Coronazeit und war innerhalb von eineinhalb Tagen im Kasten. Danach bedurfte es noch etwas Feinschliff.
Das war dann eine eher schnelle Bearbeitung. Manchmal hat man eben diese Tage, wo es einfach „flutscht“. Es gibt aber auch andere Demos, welche schon seit 2014 in der Schublade liegen und uns irgendwie noch nicht so richtig überzeugen. Intern wird man dann zu einer Art „Produktionsmessi“.
Für die Singles gibt es ja auch ein paar Remixe. Habt ihr die Remixer ganz bewusst ausgewählt?
Für die Singles war es wirklich bewusst gewählt.
Es handelt sich ausschließlich um Freunde und Bekannte zu denen schon Kontakt bestand oder welche uns in der musikalischen Entwicklung selbst einst geprägt haben.
Das ist übrigens auch nochmal die Chance uns bei allen herzlich zu bedanken. Jeder von Ihnen hat eine richtig gute Arbeit abgeliefert.
Für uns war es wichtig, eine Mischung verschiedener Stile und Künstler zu erhalten, was uns mit der Auswahl anscheinend sehr gut gelungen ist.
Die Szene ist sehr vielschichtig. Dies wollten wir auch in unseren Remixen etwas berücksichtigen.
Jeder hat seinen eigenen Stil und diesen perfekt in den Remixen wiedergegeben.
Habt ihr, beim Komponieren eine klare Zielgruppe vor Augen, oder spielt das keine Rolle?
m.a.r.c.:
Bei dieser Frage erinnere ich mich immer sofort an die Aussage eines befreundeten und nicht unbekannten Musikers, welcher meinte, dass er die Musik nur macht, weil die Leute das so wollen, der Stil aber überhaupt nicht seiner ist.
Das ist sehr schade, da hier weniger die Leidenschaft im Vordergrund steht, als vielmehr die Befriedung der monetären Bedürfnisse.
Ein Problem was zunehmend die Oberhand in der „Szene“ gewinnt.
Jean:
Für uns gibt es keine klare Zielgruppe, die wir bedienen wollen. Jeder hat auch einen anderen Musikgeschmack. Ohne dies wäre auch unsere eigene musikalische Kreativität eingeschränkt.
Insofern machen wir einfach die Musik die uns persönlich gefällt.
Was im Zuge der Ausarbeitung eines Demos rauskommt ist am Ende jedoch ungewiss.
So schlummern in der Studioschublade sogar noch der ein oder andere Electropopsong oder sogar richtiger Industrial. Aber auch viele Ideen die so kein Gehör finden werden.
Insofern wird am Ende auch nicht aus jeder Idee ein Song.
cheffe:
Am Ende freuen wir uns über jedes positive Feedback und jeden neuen und alten TA – Fan.
Fühlt ihr euch in der Szene zu Hause? Oder treibt ihr euch privat in ganz anderen musikalischen Genres rum?
Der Begriff der „Szene“ ist immer etwas schwierig zu greifen.
Mittlerweile wird darunter so viel verstanden oder besser gesagt „missverstanden“, dass man das so prinzipiell nicht mehr sagen kann.
Die Darkelectro / EBM Szene ist schon unsere Basis. Hier sind wir aufgewachsen und wurden dahingehend geprägt.
Es ist auch schön zu sehen, dass mittlerweile einige unserer frühen „Idole“ jetzt ebenfalls wieder in die Synthtasten greifen.
Das hindert uns aber nicht daran auch mal in andere Gefilde reinzuhören.
Letztendlich bringt das sogar gute Ideen und Einflüsse für unsere eigenen Songs.
Was war die letzte Band, die euch überzeugt hat?
Das kann man eigentlich nicht nur auf eine Band beschränken. Es gibt wirklich viele gute Bands, die wir hier erwähnen müssten …sollten …könnten.
m.a.r.c.
Oh, ich kann da jetzt nur für mich sprechen. Also ich höre gerade viel aus Übersee. Choke Chain, Null 404, Black Agent um einige zu nennen. Auch aus Europa kommt ja noch einiges Circumpolar fand ich gut oder auch My love Kills und und und
Cheffe:
My Love Kills (Knaller), Black Agent, Invallid, Pyrroline und unvergessen PAIL und Individual Totem.
Jean:
Skinny Puppy, da kommt für mich bislang nichts ran, wobei es dennoch gute Acts gibt.
Gefühlt gibt es kaum noch junge Bands. Mit Verlaub seid ihr ja nun auch keine frischen Newcomer. Stirbt die „schwarze Szene“ irgendwann aus, weil es keine jungen Musiker mehr gibt? Oder habt ihr ein paar heiße Geheimtipps?
Das würden wir so pauschal gar nicht sagen. Sieht man sich die Charts an, so ist da viel neues, was uns bislang nicht bekannt war.
Die Qualität ist eine andere Frage. Auch ist die Streuung in den Musikstilen mittlerweile so breit gefächert, dass man eigentlich gar keine klare Trennung mehr als Vergleich vornehmen kann.
Orientiert man sich aber nur auf Dark-Electro, so hast Du Recht, dass hier nicht zwingend eine Unmenge an Nachwuchs nachkommt.
Andererseits muss man aber anmerken, dass es schon gute Acts wie 2ndFace oder Chrome Corp´s, gibt, die etwas frischen Wind reinbringen.
Es wird tendenziell eine andere Szene sein, als die, die wir aus den Anfangszeiten kennen.
Überraschend ist jedoch, dass viele alte Bands ihr Comeback feiern oder demnächst ankündigen und von „Jung“ und „Alt“ gleichermaßen gefeiert werden.
Es sind ja auch nicht nur die Musiker, sondern auch das Publikum welches sich wandelt, bzw. eher gesagt dem anpasst was „verfügbar“ ist, bzw. vorgegeben wird.
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