Mit „Last Embrace“, das hübsch geschmückt mit dem Ausschnitt aus einem Bild von Hironimus Bosch aufwartet, legen The Cold aus Frankfurt ihren derweil vierten Tonträger vor. Das ist eine kurze Diskografie, denn gegründet haben sich The Cold 1997. Gut Ding braucht manchmal eben Weile. So auch hier, denn leider kommt „Last Embrace“ erst in der zweiten Hälfte aus sich raus.
Im zweiten Track gleich (What would you say) begegnet man den unverkennbar größten Heroen der Frankfurter; The Cure. Der Sound der Band um Robert Smith ist so gegenwärtig, das es schon zu viel ist. Zu viel ist leider auch „Just for tonight“. Die Ballade ist zu dick aufgetragen und kratzt gefährlich am Kitsch. Die nächste stilistische Tretmine ist „Vicious Circle“. Hier findet man auf 02:00-02:11 Effekte die doch schon etwas wehtun, und stark deplatziert wirken.(das Raumpatroullie Orion-Klangerlebnis kehrt auf „Set the Controlls…“ zurück) Eigentlich sind The Cold doch eine gute Band, denkt man sich, und wundert gleichsam darüber warum hier der Wurm drin ist, und ganz fröhlich von einem Näppchen ins andere hopst. Der rechte Reiz weiter zu hören möchte bisher nicht aufkommen, trotz puristischem Schlagzeug und interessanten Melodiebögen. Das Eis bricht erst mit dem hymnischen „Farewell“, das an die guten alten Fury in the Slaughterhouse „Won’t forget these days“ erinnert, undzwar auchnoch positiv. Highlanddrums und gut gesetzter Gesang machen den ersten Anspieltipp des Albums aus. Der Nachfolger „Seaside Vacancy“ aber haut gleich wieder in die Cure-Kerbe rein. Mit Schmackes! Trüben tut das den Spaß am elektronischen Abend-am-See-Feeling nicht, aber es nervt einwenig, daß die Band hier so einfallsscheu klingt. Mehr Experimentierfreude täte ihnen durchaus gut. Nichtmehr ganz so cold, gehen die Männer um Uwe Liebscher in „I don’t wanna“ zu werke. Der Meister der Kessel Robby Lehmann liefert feinste Arbeit. Wirklich schön.
Below the Line aber muss man sagen: Zum begeistern reicht es nicht so richtig. The Cold haben Gefühl, Können und Muse, aber leider verkriechen sich diese löblichen Eigenschaften zu sehr. „Last Embrace“ klingt ausgehaucht, und wenig kreativ. Von zwei absoluten Volltreffern abgesehen (Farewell, I don’t wanna) bietet die CD kaum Wiederholungsbedarf. Steckt da die Zeit in den Knochen, in denen die Band 80er-Hits interpretierte? Es hört sich so an. Leider kommt ihr Werk einwenig zu dröge und ideenminimiert daher. Daher nur 2 Punkte.