Wenn es um das Thema Polarisieren geht, mischt Straftanz seit einiger Zeit ordentlich mit. Die einen schwören auf den Act und kriegen sich gar nicht mehr ein vor Sympathie, die anderen finden sie dagegen einfach nur peinlich, proletenhaft und musikalisch auch meist nur mittelmäßig. Nach dem Debüt „Forward Ever, Backward Never“ und Songs wie „Tanzt kaputt, was euch kaputt macht“ setzt es nun das zweite Album „Mainstream Sellout Overground“ der Harsh-Electro-Formation.
„„Mainstream Sellout Overground“ beginnt sehr schräg, anstrengend und fast an der Grenze zu nervend. Das setzt sich leider auch bei „Turbo“ fort. Die recht rotzige Voice trägt nicht gerade zur Besserung bei. Dennoch blitzen hier das erste Mal die Stärken mit einem sehr schönen Instrumentalteil in der Mitte des Songs auf. „Die Neue F-Klasse (Ein Panzerlied)“ wird darauf deutlich besser und setzt dabei auf EBM-lastigere Töne. Richtig cool ist dann die Future-Pop-Nummer „Forward Ever“ – eine Seite, die Straftanz richtig gut zu Gesicht steht und wofür sie auch ein viel besseres Händchen haben. Das experimentelle „The Bass Below“ mitsamt sägender Gitarrenriffs ist extrem druckvoll, spannend und erfrischend anders zugleich. Sanfte, fast etwas zu seichte Synthie-Electro-Töne erwarten den Hörer bei „Biftek De Licorn“ mit Eva Janina Haas am Mikro. Trancig technoid entpuppt sich „The Enchantement“, bevor „Fuer Die Kinder (Ist Mir Egal!)“ und „Monkey Do, Monkey Say“ wieder fett die EBM-Keule schwingen. Auch „Alle Reden Vom Wetter (Boom! Mord!)“ ist ein richtig cooler Song geworden. Peter Spilles & Jinxy von Santa Hates You geben zudem zum Ende noch ein sehr unterhaltsames Gastspiel bei „Du Stirbst Aus!“. Mit dem sphärischen Electro-Song „Weltzeitvernichter“ schließt das Album auch noch richtig gut ab.
Ich gehöre weder zur ersten, noch zur zweiten der oben genannten Gruppen. Straftanz lag für mich schon immer irgendwo dazwischen. Hätte man sich die ersten zwei Tracks gespart, wäre dieses Album auch ein richtig geniales geworden. Extrem coole Songs wie „Forward Ever“, „Fuer Die Kinder (Ist Mir Egal!)“ oder „Weltzeitvernichter“ zeugen von der Vielseitigkeit von Straftanz. Die Jungs haben das „Proletenhafte“ eigentlich gar nicht nötig, dafür sind sie viel zu gut.