„Das Leben misst sich in Momenten“, konstatiert Namensgeber, Kreativkopf und Protagonist Dirk Scheuber überzeugt und vermag in eben jener klaren Erkenntnis einen Teil seines Seelenfriedens zu finden. Die introvertierte, reflektierte und stille Hälfte der monumentalen Electro Titanen von Project Pitchfork, therapiert sich in ihrem sinnlich-melancholisch anmutenden Klangkosmos selbst, so scheint es: Mit einer allumfassenden, beruhigenden und tief unter die Oberfläche greifenden Intensität – die dieses Soundszenario spürbar umhüllt – stellt sich der Musiker den heimtückischen Dämonen, destruktiven Widersachern und ewigen Kontrahenten, entgegnet ihnen statt mit sturer, haltloser Offensive vielmehr mit Offenheit, Liebe und Bedacht; vor allem aber mit innerer Ruhe, Besonnenheit und mentaler Kraft.
„Shades“ ist nach dem einst nicht für die Öffentlichkeit gedachten Debüt „The Me I See“ und dessen Nachfolger „Changes“, die mittlerweile dritte, immens eindrucksvolle Soloexkursion des virtuosen Lyrikers. Das wunderschöne, formvollendete Artwork lädt zum Verweilen ein, motiviert gleichermaßen zur bewussten Selbstreflexion und Achtsamkeit und verkörpert somit den Beginn einer von Sehnsucht getriebenen, aber dennoch umsichtigen, angenehmen Reise ins stürmische Gefühlsinnere des wieder erstarkten Musikers.
„Shades“ ist wahrlich ein von unermüdlicher, eruptiver Leidenschaft, Inbrunst und hingebungsvoller Muse getriebenes Zauberwerk, das mit Demut und Dankbarkeit, ergreifender Poesie und Erkenntnis sowie romantisch-verführerischer Soundkaskaden voller Tiefe und Substanz kontinuierlich fesselt. Mit einem gewissen Pop-Appeal windet sich „Shades“ durch träumerische Synth Pop Gefilde, klassischen EBM und visionären Dark Wave. Zwölf intime Momentaufnahmen warten darauf, gehört zu werden, die selbstbewusst mit dem aufbäumenden, treibenden „Helium“ starten und dann mit einem Mal vollkommen losgelöst und befreit mit der elegischen Gänsehautnummer „Recaptured“ enden, bei der eine junge, äußerst talentierte Sängerin namens Lilli Engelhardt das stimmlich-emotionale Pendant (ebenso bei dem Stück „Coloured Rays“) zu Dirk Scheubers bewegenden Gesang bildet. Zwischen jener Wiedergeburt und der befreienden Erlösung stehen wahrlich mächtige Kompositionen wie das hymnische, majestätische „Smoker“, das betörend-bezirzende „Spirit“ sowie das sprichwörtlich grenzenlose „Move Mountains“.
Unumstritten: „Shades“ ist pure Loslösung, absolute Hingabe, nahezu Metamorphose und spiegelt die Gegenwart und authentische Präsenz eines phänomenalen Dirk Scheubers wieder, der seine Dunkelheit bekämpft und seine Seele am Ende befreit hat. Groß in jeder Hinsicht.
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