Unser letztes Interview mit Casi (Sänger Rroyce) ist drei Jahre her. Damals stand die VÖ des zweiten Albums gerade kurz bevor. In den letzten Jahren ist aber so viel rund um die Band passiert, das ein Update nötig geworden ist.
Hallo Casi, euer drittes Album „Patience“ ist seit Ende September veröffentlicht und stürmt geradezu die Szene Charts. Ihr müsst zufrieden sein, oder?
Hallo Markus, ja in der Tat siehst Du uns sehr zufrieden. Jeder Künstler, der ein neues Album herausbringt, bangt und hofft auf eine tolle, positive Rückmeldung. Das, was wir hier im Moment erfahren, übersteigt unsere Erwartungen.
Was ist deiner Meinung nach der „größte“ Unterschied zum Vorgängeralbum?
Wir haben uns schlichtweg ein Stück weiter entwickelt. Ich denke, der Unterschied zwischen dem ersten Album (Dreams&Doubts&Fears) und dem zweiten Album (Karoshi) ist einschneidender. Da wir ja jetzt auch -wie bei Karoshi- mit Dirk Riegner (als Produzenten) gearbeitet haben. Wir haben den Eindruck, dass er wirklich unsere Songs versteht und diese allesamt noch ein kleines Stück veredelt.
Hat sich dadurch das „Karoshi“ sehr gut ankam und ihr ja dann auch den Wechsel zu einem Label vollzogen habt, irgendwas an eure Herangehensweise an neue Songs geändert? Spürt man da ein wenig Druck (von welcher Seite auch immer)?
Ich würde lügen, wenn ich sagte, ich hätte keinen Druck verspürt. Unser Plan war es, mit dem dritten Album unsere Qualitäten zu bestätigen, um dann mit dem vierten Album womöglich einen weiteren Personenkreis zu erreichen. Ich denke unser Label Infacted Recordings und unsere Booking-Agentur „Eisland Entertainment“ ermöglichen uns eine Rechweite, die wir so nicht erwartet hätten.
Euer drittes Werk trägt den Titel „Geduld“. Was hat es denn damit auf sich?
Ich hatte es ja gerade schon angedeutet. Wir sind womöglich sehr ungeduldig, wir wollen „live“ spielen, haben kreative Ideen, die wir umsetzen wollen. Wir wollen uns den Leuten präsentieren. Man muss uns schon manchmal bändigen… So kam es, dass wir uns selber „Geduld“ einimpfen wollten. So lag der Albumtitel recht nahe.
Wie wichtig ist eigentlich in Zeiten von Streamingdiensten und Downloadportalen noch das Format „Album“ würde es nicht reichen alle zwei, drei Wochen einen Song zu veröffentlichen? Und wieviel Gedanken macht ihr euch noch über die Anordnung der Songs?
Die Anordnung der Songs ist uns schon wichtig. Man kann das gerne mit einer Live-Setlist vergleichen – im Sinne des Entertainments wählen wir die Songs durchaus mit bedacht und Hintersinn. Wir sind kinder der 80er und 90er Jahre. Man träumt seit Kindheitsbeinen davon, später „wenn man groß ist“ mal ne Platte rauszubringen. Damit meine ich durchaus auch die Vinylvariante, aber auch in Form eines Silberlings. Als haptischer Typ ist es doch toll, wenn man die folierte CD auspacken kann, um sie dann in den Player zu schieben. Das Booklet ist wichtig. Die Texte müssen da drauf sein usw. Natürlich sind die Streamingdienste auch ein wichtiges Medium. Das (Musik-)Konsumverhalten der heutigen Zeit hat sich geändert, bezogen auf die Jugend, die halt so sozialisiert werden. Ich befürchte, dass die Generation der wirklichen Musikliebhaber auszusterben droht. Es wird konsumiert, nicht gespeichert, oder archiviert. Wenn „weg“ dann „weg“. Das vermeintliche Revival des Vinyls stimmt mich aber positiv.
Wie sieht es denn mit dem persönlichen Geschmack aus? CD, Vinyl oder MP3?
Ich sagte ja schon, dass ich persönlich derart musikalisch sozialisiert bin, dass ich meine persönlichen Favoriten, also meine persönlichen Schätze „besitzen“ möchte. Also in meinem Falle zumindest als CD. Ich bin aber auch Abonnent eines Streamingportals und erstelle mir Favoritenlisten, meiner Lieblingsmusik. Die meisten kaufe ich aber in der Tat als CD.
Verfolgt man ein wenig die Sozialen Netzwerke könnte man zu der Meinung kommen, Ihr müsstet auf einer fetten Rosa Wolke über den Dingen schweben. Die Reaktionen sind teilweise sehr überschwänglich. Habe ich die Hater nur übersehen?
Womöglich ja hahaha. Es gibt in der jüngsten Zeit natürlich auch Hater, oder solche Mitmenschen, die sich despektierlich über unser Auftreten oder unsere Musik äußern. Als „Harmonie-Typ“ habe ich das am Anfang nicht verstanden. Wir tun ja keinem was Böses! Mittlerweile finde ich es außerordentlich phantastisch, dass RROYCE augenscheinlich so interessant ist, dass manche ihre Lebenszeit damit verbringen, uns ihre kostbare Lebenszeit zu widmen, wenn auch nur für dumme, verbitterte Kommentare. Ich denke jeder Künstler ist aber stolz, wenn er auf einer fetten, rosa Wolke durch die Landschaft fliegen kann. Es streichelt schließlich die Seele und DAS ist ein ganz wunderbares Gefühl. Wir haben eine wahnsinnig treue Fan-Base. Da bin ich besonders stolz drauf.
Gibt es einen Künstler mit dem ihr gerne mal zusammen einen Song schreiben würdet?
Ganz klar!! Chris Corner/IAMX. Er ist ein Genie. Ich liebe seine Musik, seine Texte. Ich tauche so gerne in seine Songs ab, die nur so von Schwermut und Herzeleid strotzen. Chris Corner ist für mich einer der komplettesten Musiker und sein Schaffen ist wertvoller, als jene, die weltweit wesentlich bekannter sind. Dann würde ich mich sehr gerne mal mit Steven Patrick Morrissey unterhalten un ihn fragen, wo er den „guten alten Mozzer“ begraben hat. Morrissey war sicher ein Künstler, der mich sehr geprägt hat…leider muss ich ja sagen hatte. Seine aktuellen Ansichten kann ich leider nur schwerlich ertragen.
Welche Songs hört ihr gerade selbst? Gibt es vielleicht sogar einen „peinlichen“ Ohrwurm?
Zur Zeit ist der peinliche Ohrwurm, die Titelmelodie von den „!!!“ – also der drei Ausrufezeichen. Ein Pendant zu den „???“ – nur für Mädchen. Die Freuden eines Vaters hahaha.
Aktuell seit ihr mit Welle:Erball auf Tour. Wie ist das Tour Leben so? Seid ihr schon hemmungslos dem Alkohol verfallen? Oder wie vertreibt man sich die Zeit, wenn man von einer Stadt zur nächsten unterwegs ist?
Man merkt relativ schnell, dass der Alkohol zur Tour langfristig nicht zuträglich ist. Insbesondere deine Stimme verzeiht es dir nicht. Aktuell haben wir den längsten Strahl mit Erfurt, Berlin, Magdeburg und Hannover hinter uns und ich muss sagen, dass ich dankbar bin, in den kommenden Tagen nicht so laut sprechen zu müssen. Das Tourleben ist ganz wunderbar und besteht zu 93% nur aus „Warten“ und „Fahren“ hahaha…Von den Städten bekommt man leider in der Regel auch nicht viel mit. Ich betrachte aber diese Zeit als Privileg und bin sehr dankbar über diese Erfahrung. Man kann es nicht beschreiben, wenn man Menschen vor der Bühen sieht, die DEINE Texte mitsingen und einfach in dem Augenblick eine geile Zeit erleben. Ich freue mich darauf wenn es dann bei meinen Enkeln in 40 Jahren heißt: Oh Gott! Jetzt erzählt er wieder von seiner Kombo…! Herrlich!
Gibt es schon Pläne für eine zweite Single?
Ja, die gibt es. Wir haben mit unserem Label vereinbart, dass wir aus dem Album „Patience“ eine weitere Single veröffentlichen. Das Ganze wird als „download“ zur Verfügung stehen. Dazu gibt es auch ein Video und einige Remixe von befreundeten Künstlern. Wie die Single heißen wird, möchte ich noch nicht verrraten. Interessant ist es, dass sich bei den Rückmeldungen zum Album kein klarer Favorit ergeben hat. Das spricht glaube ich auch für die durchgehend hohe Qualität der Songs auf Patience.
Ich wünsche euch weiterhin viel Spaß auf der Tour und natürlich viel Erfolg und bedanke mich für eure Zeit. Have fun!
Wir bedanken uns für dein Interesse und ich hoffe, dass wir uns bald wieder mal unterhalten. Dankeschön.
Rroyce @ Web
www.rroyce.de
facebook.com/RROYCE.official