Dem Harsh Electro ihrer Anfangstage haben die Jungs von Ritual Aesthetic nicht ganz abgeschworen, nein. Dennoch ist mit dem neuen Output „Wound Garden“ ein sehr deutlicher Schwenk in Richtung Industrial Metal erkennbar, der aber auf dem Debütalbum von 2014 „Decollect“ bereits seinen Anfang nahm. Metal scheint der Band ja seit jeher nicht fremd gewesen zu sein.
Nach dem Opener „Stasis“ setzt „Life Amnesia“ gleich zu Beginn ein erstes wuchtiges Ausrufezeichen. Mit etwas mehr Harsh Electro als Industrial Metal begeben sich die US-Amerikaner hier auf eine sehr düstere Reise in Richtung Dawn of Ashes oder Psyclon Nine. „The Analog Flesh“ setzt diese Reise fort, wenngleich hier Erinnerungen an Ministry oder Marilyn Manson wach werden. Ergo steigt der Metal-Anteil, was dem Gesamtsound richtig gut zu Gesicht steht. Wo Harsh Electro nur noch belanglos reproduziert, kombiniert Ritual Aesthetic dagegen die Stärken des Genres mit dem Spannendsten aus dem Industrial Metal. Und die Geschichte geht auf! Herauskommt ein infernalischer Hassbolzen mit einer fast schwarzmetallischen Atomsphäre. Im Anschluss gibt „Divided“ weiter ordentlich Gas.
„Dread“ dagegen wird wieder elektronischer und ruhiger, wobei der regelrechte Hassausbruch des Sängers im Refrain schon irgendwie bemerkenswert ist. In eine ähnliche Kerbe schlägt auch der letzte Track „Malefaktor“. Leider plätschert er am Ende etwas höhepunktslos dahin und schafft keine weiteren Impulse. Und damit ist das Album mit einer knappen Spielzeit von ca. 22 Minuten schon zu Ende. Gut, es gibt am Ende noch ein paar Remixe oben drauf, aber mit neuem Material war es das erst mal. Und schade, möchte man meinen: Denn die Ansätze waren richtig gut: „Life Amnesia“ und „The Analog Flesh“ machen ordentlich Laune auf mehr. Die musikalische Neuausrichtung hat sich auf alle Fälle gelohnt.