Alles endet. Irgendwann. Das Gute und das Schlechte, der Schmerz und die Lust. Das ist ebenso unumstößlich wie essentiell: Endlichkeit ist es, was uns ausmacht, erfüllt, was uns überhaupt erst dazu bringt, zu fühlen, zu denken, zu sein. Endlichkeit, Unendlichkeit und alles dazwischen treiben auch Peter Spilles von Project Pitchfork um und an. Seit über 30 Jahren forscht er an der Physik der Menschlichkeit und der Metaphysik des Kosmos. Mit „Akkretion“ und „Fragment“ veröffentlichte er zuletzt zwei Teile einer interstellaren Trilogie, die die düsterelektronische Galaxie von Project Pitchfork so gut auszuleuchten wussten wie nichts zuvor. Nach langer Stille folgt mit „Elysium“ endlich der letzte Akt dieser kosmischen Electro-Sinfonie. Und jede Sekunde des Wartens hat sich gelohnt: „Elysium“ ist nicht weniger als die Musik der Sterne, zur Erde gebracht und übersetzt in kolossale Dark-Electro-Kathedralen.
Nichts ist mehr wie es war, seit die ersten beiden Kapitel des ultimativen Project Pitchfork -Triptychons erschienen sind. Bei Peter Spilles selbst, bei jedem von uns, in der ganzen Welt. Pandemie und Krieg, ein Planet, der zunehmend unter den Milliarden Bakterien ächzt, die ihn langsam ausbluten lassen. Der Peter Spilles, der uns auf „Elysium“ begegnet, ist deswegen auch ein anderer. Wenn der letzte Akt seiner Trilogie schon im Titel die Überfahrt auf die Insel der Seligen verspricht, dann ist der Weg dorthin doch zumindest ein steiniger. Project Pitchfork klingen auf diesem Album gezeichnet, sichtlich mitgenommen von dem, was wir alle in den letzten fünf Jahren aushalten mussten. Aber deswegen nicht weniger dringlich, nicht weniger intensiv, nicht weniger mitreißend. Im Gegenteil: Es scheint, als hätte Peter Spilles die größte Krise in die mächtigste Waffe verwandelt – und all das auf „Elysium“ kanalisiert, was ihn plagte. Katharsis in elektronischer Form, ein gewaltiges, monumentales Manifest, das mühelos Zeit und Raum transzendiert und mit emotionalen, dräuenden, dunkel pulsierenden Hymnen bewegt.
Natürlich weiß Peter Spilles nach bald 20 Alben, was er kann. Natürlich weiß er besser als jeder andere, was dieses Wesen Project Pitchfork braucht, was es ausdrücken soll. Natürlich hat er längst einen Trademark-Sound gefunden, den man aus tausend Bands sofort heraushört. Dennoch ist ein Blick in sein Innerstes immer wieder von schrecklicher Schönheit. In seinen neuen Songs fließt alles zusammen, was uns im Innersten zusammenhält und was uns im Außen auseinandertreibt. Mit harten Beats, irisierenden Melodien und jene originär kosmische Aura, die nur er so hinbekommt, erlaubt uns „Elysium“, zwischen die Sterne zu entfliehen, für einen Moment schwerelos zu sein und alles zu vergessen, was uns auf der Erde zu Boden drückt. Und damit ist nicht nur die Schwerkraft gemeint.
Mehr denn je sind seine Songs Hymnen des Widerstands. Gegen Dummheit, gegen die Zerstörung des Planeten. Gegen das ewige Nichts, das auf uns alle wartet. Alles endet. Soweit, so bekannt. Es gilt jetzt also, das Beste mit der Zeit anzufangen, die uns noch gegeben ist. Peter Spilles macht es vor. Und liefert mit „Elysium“ nicht nur den furiosen, mitreißenden Abschluss einer großen Trilogie; sondern vielleicht überhaupt das Opus magnum seiner stellaren Karriere. Viel besser kann man Electro einfach nicht exorzieren.
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