Peter Heppner! Dieser Name ist untrennbar mit Wolfsheim verbunden. Genauso untrennbar aber auch mit meinem Leben, zu mindestens dem musikalischen Teil. Ich kann mich noch ganz gut daran erinnern, einen Song im WDR gehört zu haben, der mich damals (da gab es dieses Internet und so noch nicht) dazu brachte bei der Hotline anzurufen, weil ich unbedingt wissen musste welche Band das ist. Lang, lang ist es her und seit diesem Zeitpunkt begleitet mich die Stimme von Peter Heppner. Nach dem Ende von Wolfsheim konnte ich aber mit dem Solo Projekt nicht wirklich viel anfangen.
Vereinzelte Songs waren ganz nett, aber auf Albumlänge fehlte mir da immer was. Jetzt gibt es gleich zwei komplette Alben. Fangen wir mit dem Album „Confessions & Doubts“ an. Der Opener „Unloveable“ ist ein etwas langsameres Stück und auch wenn der Künstler es vielleicht nicht gerne hört. Das hätte auch von Wolfsheim stammen können. „Was bleibt“ ist die zweite Zusammenarbeit mit Joachim Witt. Ich erspare mir selbst den Versuch zu starten, diesen Song mit dem Kult Song „Die Flut“ zu vergleichen. Da sind mal locker 20 Jahre dazwischen und natürlich hat sich „Die Flut“ unwiederbringlich in die Ohren eingefressen. Dennoch „Was bleibt“ weißt die gleichen Stärken auf. Der Song wird vielleicht nicht die Media Control Charts stürmen, aber das ist sowieso eher Nebensache (zumindest für uns Hörer). „Nothing Ends“, sorry! Aber auch hier erinnert mich vieles an die Band mit dem großen W. Vielleicht nicht ganz so ausgefeilt bis ins kleinste Detail.
Die folgenden Song entfernen sich dann wieder ein wenig, was aber diesmal im Gegensatz zu den ersten Solo Alben nicht in „langeweile“ endet. „You Don`t Love Me“ ist ein weiterer Song der zusammen mit einem Gast aufgenommen wurde, Kim Sanders leiht Ihre Stimme dem Song. Irgendwie muss ich immer an Filmmusik denken. James Bond? Der letzte Song wird dann ein wenig politisch. „Theresienstadt“ muss man mehr sagen? Der Song angemessen nachdenklich.
Für mich ist „Confessions & Doubts“ das bislang beste Heppner Solo Werk. Doch halt! Da gibt es ja noch „TanzZwang“. Das Konzept dahinter ist eigentlich ganz einfach und doch faszinierend. Hier gibt es Remixversionen zu hören. Das alleine wäre ja nichts Wildes, doch die „Originale“ bekommen wir halt nicht zu hören. „.. und Ich tanz“ im Latches Mix macht den Anfang und wer hier nicht an … na ihr wisst schon denkt, dem kann ich nicht helfen. Super Tanzbar! Und diese Stimme in Verbindung mit den schnellen Beats. Ach was waren das für Zeiten.
Der Pascal Reinhardt Remix zum gleichen Song ist ein wenig, weniger Tanzbar, bring dafür einige anderen Facetten zum Vorschein und macht richtig Spaß. „All is Shadow“ zusammengemixt von Apoptygma Berzerk. Naja! Besonders kreativ war APOP hier nicht. Das Ergebnis ist eher so Durchschnittsdancemusic. „Best Things in Life – Salt & Waves Mix“ macht da wieder einen viel besseren Eindruck und mit „Fremd In Diesem Land – Vize Remix“ wird es wieder ein wenig politisch. Peter Heppner bezieht hier keine klare Politische Stellung, aber der Text regt ein wenig zum Nachdenken an und die musikalische Umsetzung ist sehr gelungen. Hermann Hesse: Im Nebel musste ich erst ein paarmal Hören. Die Vertonung eines Gedichtes. Aber ja nach ein paar Anläufen muss ich gestehen. Es funktioniert und ist ein recht spannender Song geworden, der dem Albumtitel zum Trotzt mal so gar nichts mit Tanzen zu tun hat. Es folgt „I Will Hurt You“. Himmel was eine Bombe! Das klingt wie eine Midtempo Powernummer von „The Prodigy“ und die Stimme von Herrn Heppner passt wie die Faust aufs Auge. Wow! „Just One Word“ im Pix Tom Mix, klingt wie ein Tanzflächenfeger der Marke „W“. Ich hatte ja eingangs schon erwähnt das diese Stimme für immer mit einer Band verbunden ist. Schiller darf sich auch austoben und setzt den Song „Once Again“ eher verträumt, spacig um. „Sedate Yourself“ bringt dann nochmal eine ganz neue Klangfarbe mit. Breakbeats, Trip Hop und und und . Klasse Nummer. Das abschließende „Standing Tall“ vermag mich dann nicht so ganz zu überzeugen. So nach knapp einer Minute bekommt der Song einen Touch von „Kinderparty“.
Fazit: Heppner 2018 ist wieder großes Kino und kann endlich kann mich Peter Heppner auch mal Solo überzeugen. Die beiden Alben werden ganz sicher nicht das Schicksal Ihrer Vorgänger erleiden und sicher noch die ein oder andere Umdrehung im CD Player vor sich haben.