Ionic Vision kann man ruhigen Gewissens als ein Urgestein der EBM bezeichnen, denn erste gemeinsame Arbeiten der Belgier fanden bereits im Jahre 1992 statt. Im Laufe der Zeit konnte sich das Trio Sven Lauwers, Andy De Decker und Louis Zachert mit Alben wie „Homo Sovieticus“, „Neumaschinen“ oder dem letzten Longplayer aus dem Jahr 2005 „Actual“ einen Namen machen und sich immer weiter in der EBM-Szene etablieren, bis sie nun mittlerweile zu deren Speerspitze zählen.
Nach der im März in Kooperation mit Orange Sector veröffentlichten EP „Sweet Isolation“ folgt nun das Album mit dem treffenden Namen „Bitter Isolation“! Mit dieser neuesten Veröffentlichung
untermauern Ionic Vision ihren Status als eine der renommiertesten Combos des Old School-EBM-Genres. Ihrem Stil bleiben sie natürlich treu und verfolgen den typischen EBM-Pfad mit aggressiven Shouts, harten Beats und schnellen Sequenzerläufen („Reveal“, „Take Cover“, „New Breed“) . Was aber Ionic Vision vielen Mitstreitern voraus haben ist eine für EBM nicht typische Experimentierfreudigkeit: Neben den typischen Elementen wird auch mit vielen Effekten gespielt. Besonders auffällig ist dies bereits am Ende des Openers „Insects“ (unbedingt mit Kopfhörern anhören!).
Auch die Produktion ist absolut schnörkellos und ausgereift und kann sogar in dieser Hinsicht die einst selbst gelegte Messlatte „Actual“ hinter sich lassen und diese mit „Bitter Isolation“ neu legen!
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass trotz aller Härte der Musik genügend Platz für Eingängigkeit ist. Man sollte jetzt natürlich keine future-poppigen Melodien erwarten, aber die Rhythmen sind zum Teil so eingängig, dass man sie nicht mehr aus dem Ohr bekommt.
Dieser Umstand fällt schon beim ersten Track „Insects“ auf, der mit einem so ungewöhnlich schleppenden Grundrhythmus daherkommt und den Titel damit zu etwas ganz besonderem macht. EBM-typisch geht’s mit „New Breed“ weiter, der mit seinen selbstbewussten Lyrics jedes noch so geknickte Ego stärken dürfte.
Absolutes Highlight der Platte ist für mich „Reveal“: Die ersten Töne versprühen den Charme einer DAF-Aufnahme und im Verlauf des Tracks geht es schnell, hart und extrem tanzbar weiter. In diesem Track geht es thematisch wie in dem bereits von der Vorab-EP bekannten „Die Macht“ um die schönste Nebensache der Welt… natürlich ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen!
Abgerundet werden die 12 Tracks durch 4 Remixe, wobei selbst der The Horrorist-Remix und der Orange Sector-Remix zu „Die Macht“ nicht 1 zu 1 von der „Sweet Isolation“-EP übernommen wurden.
So bieten Ionic Vision also nicht nur qualitativ, sondern auch quantitativ ein absolut überzeugendes Gesamtwerk. Für jeden Jünger guter EBM-Musik ist „Bitter Isolation“ ohnehin Pflichtprogramm, aber auch wer sonst wenig mit EBM zu tun hat, sollte hier ein Ohr riskieren, denn Ionic Vision machen da weiter, wo andere Projekte aufhören!