Mexiko’s Electro-Industrial-Titanen Hocico tauchen erneut tief ein in die dystopische Psyche des digitalen Zeitalters. Erk Aicrag und Racso Agroyam liefern einen kompromisslosen, verstörenden Track, der die glänzende Fassade des Onlinelebens einreißt und den faulenden Kern darunter freilegt.
War „The Screen“ ein direkter Angriff auf die Anonymität und Grausamkeit des Internets, geht „Brainrot“ noch tiefer, mitten hinein in die erdrückende Umklammerung algorithmischer Abhängigkeit. Ein groteskes Ballett aus Dopamin, Sucht und Verzweiflung, geschrien durch Erks brennende Vocals und umhüllt von Racsos höllischer Produktion.
Musikalisch markiert „Brainrot“ eine kühne Entwicklung im Sound von Hocico. Aggressive Drum-and-Bass-Elemente bringen eine hyperaktive Energie, die gleichzeitig chaotisch und präzise kontrolliert wirkt. Der eindringliche Rhythmus verschmilzt nahtlos mit der bekannten Industrial-Brutalität und dem aggressiven Aggrotech-Venom des Duos – frisch, aber gnadenlos vertraut. Kein Trend, keine Spielerei; Hocico in Höchstform, bewaffnet für das digitale Schlachtfeld.
Gleich mit der ersten Zeile „Plug me in, I’m a slave to the screen“ wird der Hörer in eine Welt hineingezogen, in der Identität, freier Wille und Menschlichkeit systematisch von den digitalen Herren zerschlagen werden. Die Lyrics wirken wie ein cyberpunkiges Geständnis: roh, paranoid und verstörend treffend. Zeilen wie „I dance for the likes, I bleed for the views“ treffen wie ein Schlag in die Magengrube, sie bringen das Gefühl permanenter Selbstinszenierung und innerer Leere auf den Punkt, das viele kennen, aber kaum jemand ausspricht.
Der Refrain, ein nicht enden wollender Schlachtruf: „Brainrot!“, ist Diagnose und Protestschrei zugleich. Jede Wiederholung gräbt sich tiefer ins Hirn, wie ein Virus, das den eigenen Code umschreibt. Verzerrte Synths und glitchige Texturen spiegeln den Wahnsinn eines Geistes wider, der für Klicks statt für Bedeutung umprogrammiert wird.
Hocico belassen es nicht bei Kritik, sie zerren die Leiche der digitalen Kultur auf die Bühne, legen ihre Innereien offen und zwingen dich, dazu zu tanzen. Die letzte Zeile „Now I’m the king of nothing but brainrot!“ ist mehr als nur ein Text, sie ist eine Warnung: Je mehr wir die Maschine füttern, desto mehr verschlingt sie uns.
Mit „Brainrot“ beweisen Hocico einmal mehr, dass sie nicht nur Musiker sind, sondern Propheten einer untergehenden Zeit, schreiend am Rand des digitalen Abgrunds. Das hier ist mehr als Musik. Es ist ein Spiegel. Und du wirst nicht mögen, was du darin siehst.
“Brainrot” ist ab dem 29.05. über alle wichtigen Plattformen erhältlich.
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