Es kann eigentlich nur am Wetter gelegen haben, oder der Tatsache geschuldet sein, dass der Gig in der Wochenmitte stattfand. So fanden nur ca 200 Besucher den Weg ins Karlsruher Substage.
Heldmaschine hervor gegangen aus der Rammstein Tribut-Band Völkerball, veröffentlichten seit ihrem Debüt Weichen & Zunder (2012) beinahe jährlich ein neues Album, ohne dabei an Qualität und Originalität eingebüsst zu haben. Entsprechend schnell wuchs die treue Fan-Gemeinde.
So verwundert es auch nicht, dass die Koblenzer Band um Sänger Rene`Anlauff Szenegrössen, wie Megaherz und Oomph auf deren letzten Tour als Support Act begleiten durften.
Und die Jungs haben die Messlatte ordentlich hoch gehangen. So erschien ohne grosses Werbe Tamtam und für Fans und Presse völlig überraschend, Ende September ihr aktuelles Studio Album Im Fadenkreuz, welches zumindest die neuere NDH Konkurrenz alt aussehen lässt. Denn im Gegensatz zu vielen anderen Vertretern dieses Genre besitzen Heldmaschine eine ordentliche Portion Seele und Gefühl, und können auch in den richtigen und wichtigen Momenten leise und nachdenklich klingen.
Den Auftakt im noch mässig gefüllten Substage machten an diesem Abend die Nürnberger NDH Band Maschinist, welche Heldmaschine neben Sündenrausch auf ihrer Tour begleiten durften.
Entsprechend dem Bandnamen betraten Maschinist, ölverschmiert und mit Hammer und Schraubschlüssel ausgestattet die Bühne. Nach einem epischen Intro ging es dann auch ordentlich zur Sache. Die Herren steuerten musikalisch versiert durch ihr Set. Harte Gitarren gepaart mit modernen Elektroparts und provozierenden Texten die voller Gesellschaftskritik stecken (Terrorist / Falscher Prophet). Jedoch wollte der Funke anfangs nicht so recht überspringen, so dauerte es dann auch bis zum letzten Drittel ihres Auftrittes bis mit 1. 2. Polizei und Mein Herz brennt das Publikum erstmals in Fahrt kam. Gekrönt von ihrem Abschluss Dick, wo Maschinist Frontmann Stephan Russler in bester Rammstein Manier, im aufblasbaren Ganzkörperanzug über die Bühne wirbelte.
Dann war es aber auch schon vorbei mit der „Ruhe“ und der Saal füllte sich gehörig.
Unter frenetischem Applaus der Fans enterten bzw. fuhren Heldmaschine zu ihrem Intro auf die Bühne ein. Und kamen danach mit Luxus und Zwei Sekunden vom aktuellen Album auch direkt zur Sache. Heldmaschine Dollars wurden ins Publikum geworfen, Hände geschüttelt und zum Mitmachen animiert.
Auf oft geäusserter Kritik bzgl. ihrer stimmlichen und musikalischen Ähnlichkeit zu ihrem „grossen Bruder“ ging man Heldmaschine typisch mit Klingt wie Rammstein ein. Ebenfalls ein Titel vom neuen Album, dass die Menge zum Kochen brachte. Mittlerweile sind alle Hände oben und weitere Hits wie Auf allen Vieren, Leck mich fett und Schwerelos folgen. Die Fans singen mit und die Band ist zufrieden. Sänger Rene bedankt sich artig, dass er es schön findet, dass die wenigen Konzertbesucher solch eine Party veranstalten. Aber auch der Band merkt man an, dass sie gemeinsam auf der Bühne Spass haben. Es wird interagiert und miteinander gelacht. Zwischen den Songs verteilt man immer wieder Heldmaschine Dollars und besticht damit lachend die anwesenden Fotografen und Presse um gute Rezensionen (O-Ton). Überhaupt nimmt man sich selber nicht so ernst. Da wird dem Publikum erklärt, warum man das R. rollt und gleichzeitig angedroht, bei nicht gefallen, das Gleiche auch noch mit dem S zu tun. Zu Gottverdammter Mensch wird auch mal die Akustik Gitarre ausgepackt um sich kurz darauf zum (O-Ton) aller ersten Heldmaschine Song überhaupt Radioaktiv, den bekannten Laser Rucksack umzuschnallen. Das Publikum feiert. Weitere Kracher wie Die Maschine spricht und Springt folgen. Frontmann Rene merkt verwundert an, dass es ihn sehr überrasche aber auch freue, dass in Karlsruhe die neuen Songs mehr gefeiert werden als die bereits bekannten und lässt sich anschliessend von den Fans auf deren Händen zum Bierstand im tragen. Mit voller Flasche geht es auf dem gleichen Weg zurück zur Bühne. Mit Das Mass ist voll ist dann erst einmal Schluss.
Da die Fans in Karlsruhe aber gerade so richtig in Fahrt sind, wird mit Zugabe und Heldmaschine Rufe, lautstark zum Weitermachen aufgefordert, deren Bitte kommen Heldmaschine natürlich nach. Mit einem Trommel Intro der kompletten Band gefolgt von R. , Weiter und Maschinenliebe ist das Konzert dann aber entgültig vorbei.
Was bleibt sind zufriedene alte und neue Fans und die Gewissheit das ein Heldmaschine Konzert jeden verdammten Euro wert ist.
Text : Patrick Crass, Fotos Annie Bertram