Nach 1,442249573 Jahren dürfen wir ein neues Meisterwerk in den Händen halten, dessen Urheber uns damit Einblick in ihr oder – je nach Phantasie des geneigten Hörers – auch in unser eigenes Leben und dessen Grenzen geben – optisch auf dem Cover dargestellt als durchsichtiger Würfel = Schaukasten = Diorama.
„Cubed“ gibt es in zwei Versionen – der regulären „white edition“ und der umfangreicheren limitierten „black edition“. Auf den ersten Blick scheint die helle Variante freundlicher zu sein als die dunkle, doch dieser Eindruck verändert sich, wenn man Silke Jochums Fotos in Ingo Römlings Artwork auf sich wirken lässt. Das Booklet der „black box“ bietet aber nicht nur mehr Bilder sondern auch einen Würfel, den man auf verschiedene Art (ent)falten kann. Die Songtexte, denen man unbedingt mehr als nur ein wenig Beachtung schenken sollte, sind selbstverständlich in beiden Versionen enthalten.
Der akustische Eingang in den Würfel ist das von der vor kurzem erschienenen Single bekannte äußerst eingängige „child of entertainment“, gefolgt von „acid trip“, was seinem Namen leider alle Ehre macht und sich auch nach mehr als 10 Durchläufen so gar nicht in meine Ohren schmeicheln will und dazu noch einen ziemlich „ätzenden“ Schluss hat.
Bei den ersten Tönen von „ignite“ musste ich erstmal kontrollieren, ob wirklich die Diorama-Scheibe im Player liegt, das Stück fällt etwas aus dem Rahmen, ist aber klasse und es kann gerne ordentlich laut aufgedreht werden. Das wunderschöne und relativ ruhige „gone gone gone“ bringt dann das typische Diorama-Gefühl zurück und auch der folgende Titelsong „cubed“ setzt sich ohne Probleme im Gehörgang fest. Die Album-Version von „apocalypse later“ hat es geschafft, mir das Stück etwas näher zu bringen als es die schon seit einiger Zeit auch live dargebotene Version bisher getan hat.
Mit „record deal“ kommt ein weiterer sehr tanzflächentauglicher Song, der sich ziemlich schnell zu einem meiner Favoriten entwickelt hat. Nach diesem folgen die sehr ruhigen Pianoklänge von „my counterfeit“, ein sehr schönes Stück, was ich aber erst nach mehrmaligem Hören so richtig bemerkt habe. Es geht fast ein wenig unter in dem insgesamt ziemlich losgehenden Album, was nicht zuletzt auch am verstärkten Gitarreneinsatz in einigen der anderen Stücke liegt.
Vielleicht sind wir aber auch an einer der Cube-W(a)ende angekommen. Die Flucht wieder zurück sollte man aber keineswegs ergreifen, sondern unbedingt bei „refugee“ verweilen, eines der stärksten Stücke der Platte meiner Meinung nach. Dahinter verstecken müssen sich die 3 folgenden Songs aber ganz und gar nicht, „alpha animal complex“ und „golden boy“ entfalten ihre grandiose Wirkung nicht nur auf’s Ohr, sondern auch auf die Beine.
Weniger für die Tanzfläche als für genaues Zuhören geeignet ist „lord of the lies“. Und danach weist uns dann „stereotype“ den Ausgang aus dem Würfel, welches wieder ein Stück von der „kantigeren“ Sorte ist.
Nun hat ein Würfel bekanntlich mehrere Seiten und wenn wir das Album als – sagen wir mal – die Oberseite sehen, so könnte man die Bonus-CD als Unterseite oder das ruhige Gegenstück betrachten. Ich gebe zu, dass ich damit anfänglich ein wenig gefremdelt habe, obwohl ich mich auf den Titelsong „shadow play“ sehr gefreut hatte, dass dieser endlich auch auf einem Silberling erschienen ist. Inzwischen versteh ich meine erste Reaktion überhaupt nicht mehr, denn auch auf der Bonus-CD sind wahre Perlen, wenn man ihnen denn die Chance gibt, sich zu entwickeln.
Da verzeiht man doch gerne den „ätzenden“ Ausrutscher, der bei Diorama eh absoluten Seltenheitswert hat. Und außerdem – wer sagt, dass der eigene Würfel ungefährlich ist?
Überzeugt euch selbst!
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