Sonntag, Dezember 22, 2024
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Dero (Oomph!) im Interview

Start1.0 Musik1.3 InterviewsDero (Oomph!) im Interview

Hallo Dero, wie geht es Dir heute?
Sehr gut, danke der Nachfrage!

Im Februar wart ihr in Russland für einige Konzerte…Was ist Euch bleibend in Erinnerung geblieben?
Dass das Punlikum dort immer extrem frenetisch und überaus begeisterungsfähig ist! Zwei Umstände, die es einem Musiker besonders leicht machen, ein tolles Gefühl auf der Bühne zu entwickeln.

Was ist das Besondere an den russischen Fans?
Ihr Durchhaltevermögen während der Konzerte und ihre unbändige Leidenschaft und überbordende Emotionalität.

Seit April habt Ihr eine neue Plattenfirma. Was wünscht Ihr Euch von Napalm Records? Was, denkt Ihr, könnt Ihr gemeinsam bewegen?
Wir haben es uns mit der Labelwahl nicht leicht gemacht, da wir zwischen 8 sehr guten Angeboten auswählen konnten, haben uns dann letztlich mit NAPALM für den Partner entschieden, der unserer Meinung nach die besten und langfristigsten Visionen, Strukturen und Möglichkeiten, was den weltweiten Vertrieb anbelangt, hat. Darüberhinaus musste die Chemie natürlich stimmen und das ist bei dem gesamten Team von Napalm glücklicherweise absolut der Fall! Wir freuen uns sehr auf die Zusammenarbeit und werden unser Bestes geben, damit wir möglichst lange erfolgreich zusammenarbeiten können.

Anfang 2019 wird Euer nächstes Album erscheinen. Was erwartet die Fans? Wie würdet Ihr den Stil des Albums beschreiben?
Wir gehen erstmalig in unser langen Karriere ein wenig „back-to-the-roots“, in die Ära um „Defekt“, „Wunschkind“ und „Unrein“, ohne dabei auch ganz neue Aspekte zu vernachlässigen, die wir auf diesem Album ebenfalls forcieren. Aber es wird auf jeden Fall sehr provokativ, gitarrenlastig und düster werden…

Veränderung, Wandlung und Überraschungen sind bei euch an der Tagesordnung. Der kommerziell sicherste Weg ist das nicht….Wie wichtig ist Euch die stetige Weiterentwicklung?
Du musst für dich als Musiker immer wieder neue Wege und Mittel finden, um dir den Prozess des Schreibens und Produzierens möglichst aufregend und frisch zu gestalten. Bislang waren das stets neue Dimensionen, die uns vorangetrieben haben, nun besinnen wir uns erstmalig auf alte Tugenden, was ja für uns wiederum auch eine ganz neue Erfahrung ist. Wer Sicherheit will, sollte vielleicht lieber Beamter werden, ganz sicher aber nicht Musiker!

Bands wie Rammstein, Unheilig, Megaherz und Eisbrecher sagen, dass es sie ohne OOMPH! gar nicht gäbe.

Ihr habt schon immer sehr polarisiert und provoziert. Dies wird immer schwerer in der heutigen Zeit. Wie wichtig ist Euch dies?
Das Wichtigste hierbei ist für mich, dass du die Provokation nie zum reinen Selbstzweck einsetzen solltest, denn dann wird sie profan, langweilig und durchschaubar! Leider tun dies heute sehr viele Musiker, vor allem im Hip Hop-Bereich, um möglichst schnell auf sich aufmerksam zu machen. Meist merkt man dann aber genauso schnell, dass das alles nur heiße Luft ist und nicht viel an Substanz und Meinung dahinter steckt. Bei uns gab es immer einen bestimmten Grund, warum wir provoziert haben und den Finger in ganz besondere Wunden der Gesellschaft gelegt haben. Meist wollten wir ihr damit den Spiegel vorhalten. Dass die Gesellschaft ihr eigens Spiegelbild dann oft nicht ertragen konnte, ist nicht unser Problem, sondern eigentlich eher ein Grund weiter so zu verfahren. Auch jetzt freue ich mich schon ganz besonders auf all diejenigen die den einen oder anderen Text auf unserem kommenden Album missverstehen werden oder gar wollen.

Wir gehen erstmalig in unser langen Karriere ein wenig „back-to-the-roots“

Wie entstehen Eure Songs?
Meist in Sessions zu dritt, ab und zu komponiert aber auch jeder für sich alleine. Die besten Ideen finden dann Einzug auf das Album. Das ist ein sehr spannender Prozess, bei dem noch viel während der Prodution an jedem Song geändert und optimiert wird, textlich wie musikalisch.

Welche drei Songs Eurer Karriere sind Euch besonders wichtig und warum?
Ich würde unserem Gesamtwerk nicht gerecht werden, wenn ich lediglich 3 Songs nennen würde. Dafür haben wir schon zu viel unterschiedliche Lieder geschrieben. Ich denke, dass unsere beständige Neugier und unser steter Hang zur Weiterentwicklung die Band über nun fast 30 Jahre am Leben gehalten haben. Hätten wir uns über diese Zeit hinweg lediglich ständig selbst kopiert, wie es ja viele Musiker tun, weil sie vielleicht einerseits gar keine neuen Ideeen entwickeln können, da sie sich menschlich nicht weiterentwickeln wollen oder können, anderersetis aber vielleicht Angst haben, durch zu viele künstlerische Experimente und Freiheiten Fans zu verlieren, hätten wir uns als Künstler selbst verraten. Das wäre für mich der künstrlische Super-Gau: nur noch Auftragsarbeit für meine Fans zu machen und nicht mehr das zu tun, was ich eigentlich fühle und möchte. Das wäre einerseits ein innovativer Offenbarungseid, andererseits künstlerischer Hochverrat!

Seit über 25 Jahren macht ihr gemeinsam Musik. Was ist das seltsamste, was Euch je passiert ist?
Da ich mich überaus gerne wundere, hat mich da bislang noch nichts aus dem Konzept bringen können…

Gibt es irgendwas, was Ihr bereut?
Ich kann jetzt nur von mir sprechen, aber ich bereue nichts, denn ich weiß, dass das Leben aus Versuch und Irrtum besteht. Nur durch Fehler kann man überhaupt erst lernen und sich weiterentwickeln. Dazu muss man natürlich gewillt sein, aus den Fehlern zu lernen. Dies wiederum kann man nur, wenn man die eigenen Fehler überhauot erst entdeckt und sich als solche eingesteht…

Welche neuen Bands / Künstler bewundert Ihr im Moment? Was findet Ihr im Moment innovativ?
Es tut sich wahnsinnig viel auf musikalischer Ebene. Das Internet ist ein Tummelplatz für neue, frische Ideen…Innovativ ist für mich jemand, der sich wagt, gegen den Strom zu schwimmen, musikalisches Neuland zu entdecken und sich nicht zu viele Gedanken darüber macht, was die Presse, die Fans oder vielleicht die Nacharn über einen denken könnten. Wir haben seinerzeit unsere Lieblingsmusiken miteinander verschmolzen, als wir OOMPH! 1989 gründeten, auch wenn damals die elektronische und die gitarrenlastige Musik samt Anhänger noch strikt voneinader getrannt waren und haben unsere daraus neu entwickelte Musik mit provakativen deutschen Texten gewürzt. So wurden wir, ohne es damals selbst zu realisieren, Erfinder eines ganz neuen Genres, der NEUEN DEUTSCHEN HÄRTE. Mittlerweile gelten wir mit OOMPH! als Urväter und Gründer der NDH und Bands wie Rammstein, Unheilig, Megaherz und Eisbrecher sagen, dass es sie ohne OOMPH! gar nicht gäbe. Das ist natürlich toll und macht uns sehr stolz auf das, was wir bislang geleistet haben. Es bestätigt uns aber in erster Linie in unserem permanenten Pioniergeist!

Wie löst Ihr nach über 25 Jahren Zusammenarbeit interne Konflikte? Nach der Bonobo Methode?
Ausschließlich danach…;-)

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