Die Veröffentlichung eines neuen Assemblage 23-Albums ist in elektronischen Fanskreisen immer noch ein grosses Ding. Kein Wunder, denn der US-Amerikaner Tom Shear ist mit seinem Projekt bereits seit 21 Jahren im Geschäft und veröffentlicht mehr oder weniger regelmäßig Platten, die als Innovativ und richtungsweisend gelobt wurden. Nun also „Compass“, der neueste Output des Amis. Zwei Jahre nach dem sehr EBM-geschwängerten „Meta“ geht Assemblage 23 zwei Schritte vor – und drei zurück. Denn „Compass“ ist ein lupenreines Future-Pop-Album geworden, das sein Heil in die Flucht zurück sucht – und auch findet. Denn das Werk hätte in seiner Machart auch VNV Nation Anfang dieses Jahrtausends gut zu Gesicht gestanden.
Die zehn Tracks der Scheibe sind spürbar um größtmögliche Harmonien bemüht. Sie sind blank poliert und glänzen in Belanglosigkeit. Um das ganze Album nicht in Schönheit sterben zu lassen reichen zwei positive Ausnahmen: Das im Gesamtkontext sehr straighte „Leave This All Behind“ und die ans Ende gestellte schöne und zu Herzen gehende Ballade „The Cruelest Years“. Die restlichen Tracks ersticken unter ihrer zentnerschweren Zuckerglasur. Natürlich ist die Scheibe ein gutes Rohmarzipan, aber die sicherlich in Scharen über das Material herfallenden Remixer werden kräftig die Reglern nach rechts drehen müssen, um den Tracks den nötigen Drive zu verleihen. „Compass“ eignet sich für die Wohlfühlstunde am Nachmittag oder das abendliche Wannenbad. Wer tanzen möchte tue dies am Besten zu dem ohrwurmigen „Collapse“.
Das Album ist unterm Strich leider eine Enttäuschung. Ich hätte mir Ecken und Kanten gewünscht. Der Hörer bekommt stattdessen die Karikatur einer „Best Of VNV Nation“
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